In Lübeck gibt es neue Anlaufstellen für digitale Teilhabe älterer Menschen. Entstanden sind sie durch Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, Ehrenamtlichen und den Seniorinnen und Senioren selbst.
Uns war wichtig, dass Senioren und Seniorinnen in Lübeck beim digitalen Wandel nicht das Gefühl haben, ausgeschlossen zu werden. Deshalb haben wir in allen Stadtteilen Anlaufstellen für digitale Teilhabe geschaffen.
Natürlich erreichen wir damit nicht alle älteren Menschen – aber diejenigen, die Unterstützung wünschen, können dieses Angebot nutzen. Zusätzlich bietet auch der Senior:innenbeirat regelmäßig digitale Sprechstunden an. Damit entsteht ein ergänzendes Netz von Möglichkeiten, das Senior:innen einen einfachen Zugang, Begleitung und konkrete Hilfe bietet.
Das Vorhaben begann als Bürgerschafts-Auftrag und wurde anschließend in den Social Smart City-Ansatz integriert. Im Projekt Social Smart City der Stadt Lübeck geht es um die „gezielte Förderung von Diversität und digitaler Teilhabe im Mittelpunkt. Maßnahmen werden so gestaltet, dass sie die vielfältigen Lebensrealitäten möglichst aller Menschen berücksichtigen und soziale Ungleichheiten abbauen.” (Quelle: Stadtentwicklung Lübeck)
Wir wollten vermeiden, dass unnötige Parallel-Strukturen entstehen. Da wir größtenteils die gleichen Ziele verfolgten – Senioren und Seniorinnen den Zugang zur digitalen Welt zu erleichtern – war es sinnvoll, die vorhandenen Ressourcen zu bündeln.
Beteiligt waren verschiedene Akteure und Akteurinnen in Lübeck:

Mit partizipativen Beteiligungsformaten hat der Bereich Soziale Sicherung, Leben und Wohnen im Alter in Kooperation mit dem Bereich Digitalisierung, Organisation und Strategie, dem Senior:innenbeirat und Anbietern der offenen Altenhilfe der freien Wohlfahrtsverbände eine Fragebogen-Aktion und Stadtteilgespräche initiiert.
Unser Ziel war es, die Perspektiven älterer Lübecker und Lübeckerinnen zum Thema „Digitalisierung“ einzuholen – sowohl für die zukünftige Bedarfsplanung als auch für die Erweiterung des städtischen Konzeptes Älter werden in Lübeck – Leben und Wohnen im Alter. Die Kernaussagen der Befragung unter dem Titel „Umgang mit Internet, Handy & Co.“ geben Einblicke in die ausgewerteten Fragebögen sowie Stimmungsbilder aus den Gesprächen. Mit den Antworten erhielten wir konkrete Ideen und Ansätze zur Weiterentwicklung der Unterstützungsangebote im Rahmen der Grundversorgung.
Insgesamt kamen 402 ausgefüllte Fragebögen zurück. Die beiden ergänzenden Workshops fanden in öffentlichen Einrichtungen statt und boten die Möglichkeit, die Ergebnisse zu vertiefen und direkt mit Senioren und Seniorinnen ins Gespräch zu kommen. Anschließend haben wir die Rückmeldungen gemeinsam ausgewertet und den Bedarf ermittelt.
Wir haben geprüft, welche Stadtteile bereits passende Angebote haben und wo es noch fehlende Strukturen gibt. Genau dort haben wir aktiv Träger gesucht, die ihre Räumlichkeiten als Anlaufstellen zur Verfügung stellen können.
Die ehrenamtlich Engagierten wurden geschult, insbesondere im Umgang und in der Kommunikation mit Senioren und Seniorinnen. Außerdem bieten wir ihnen Unterstützung an, wenn sie Hilfe beim Erklären von Onlinediensten brauchen. Auch Fachkräfte, die direkt mit Bürgern und Bürgerinnen zusammenarbeiten, können von unserer Begleitung profitieren, um ihre Hilfs- und Beratungsangebote noch besser umzusetzen. Gleichzeitig profitieren wir von ihrem Feedback und ihren Verbesserungsvorschlägen, die uns helfen, unsere digitalen Dienstleistungen kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Besonders wichtig ist uns weiterhin der regelmäßige Austausch mit den beteiligten Einrichtungen. So erhalten wir laufend Feedback aus der Praxis und können schnell auf neue Bedarfe reagieren.
Eine große Herausforderung war es, Senioren und Seniorinnen mit Migrationshintergrund zu erreichen. Viele von ihnen nutzen die klassischen Senioren-Treffs kaum. Um sie einzubeziehen, braucht es weitere Angebote – zum Beispiel in den Bildungsbereichen von Moscheen oder in kulturellen Vereinen, wo wir direkten Zugang schaffen können. Die Rückmeldungen in Lübeck zeigten allerdings, dass Senioren und Seniorinnen mit Migrationshintergrund häufig von Kindern, Enkelkindern oder Bekannten unterstützt werden. Dadurch besteht aus ihrer Sicht oft kein zusätzlicher Bedarf.
Darüber hinaus war es anspruchsvoll, Lösungen für armutsbetroffene Senioren und Seniorinnen zu finden. Es ging vor allem um die Frage, wie man ihnen verlässliche und einfach bedienbare Geräte zur Verfügung stellen kann, ohne dass sie sich gleich ein teures Gerät anschaffen müssen. Dafür werden aktuell verschiedene Ansätze mit Geräte-Spenden ausprobiert, um eine praktikable Lösung zu finden.
Ein zentraler Erfolgsfaktor war die enge Zusammenarbeit zwischen dem Bereich Digitalisierung und dem Fachbereich Soziale Sicherung / Leben und Wohnen im Alter (LWA). Die Projektleitenden fanden schnell gemeinsame Wege und konnten Entscheidungen ohne lange Abstimmungen umsetzen – das hat die Arbeit spürbar beschleunigt.
Ebenso wertvoll waren die Beteiligungsformate. Die Senioren und Seniorinnen brachten sich aktiv ein, teilten offen ihre Erfahrungen und gaben Rückmeldungen, die unmittelbar in die Weiterentwicklung eingeflossen sind. Dadurch entstand das Gefühl, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.
Auch die Koordinierung der Anlaufstellen trägt heute wesentlich zum Erfolg bei. Die Abläufe sind stabil und gut eingespielt, sodass Senioren und Seniorinnen kontinuierlich ein verlässliches und vertrauenswürdiges Angebot vorfinden.
![Ältere Menschen lernen gemeinsam am Laptop] (/assets/handbuch/seniorinnen-in-luebeck-in-digitale-welt-begleiten/seniorinnen-luebeck-am-computer.jpg)
Es ist dringend notwendig, Senioren und Seniorinnen beim Übergang zu digitalen Werkzeugen und Dienstleistungen nicht allein zu lassen. Stattdessen braucht es niedrigschwellige Angebote, die sich an ihren konkreten Bedarfen orientieren.
Ganz wichtig ist uns dabei: Wenn möglich, keine neuen Einrichtungen schaffen! Es ist besser, Senioren und Seniorinnen in ihren gewohnten Orten des Alltags – zum Beispiel in Seniorentreffs – aufzusuchen. Dort lassen sich auch komplexere Inhalte leichter vermitteln, etwa in einem vertrauten Rahmen bei Kaffee und Kuchen oder im Stammtisch-Format mit bekannten Gesichtern.
Suchen Sie früh den Kontakt zu Kollegen und Kolleginnen und klären Sie, wer noch einbezogen werden sollte. Wenn deutlich wird, dass man gemeinsam unterstützt und Synergien nutzt, steigt die Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
Das Ergebnis sind Lösungen, die breiter getragen werden und dadurch nachhaltiger wirken.
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